20 let – 20 osobností | CNFB http://www.most20.cz/?lang=de Festival Mon, 01 Oct 2018 15:30:29 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.9.10 Soňa Dederová http://www.most20.cz/sona-dederova/?lang=de http://www.most20.cz/sona-dederova/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:32:26 +0000 http://www.most20.cz/?p=1539 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Die deutsch-tschechischen Beziehungen sind schon seit 20 Jahren Inhalt meiner beruflichen Arbeit. Ich bin in Kontakt mit Antragstellern von der Geburt eines neuen Projektes bis hin zu seiner Umsetzung. Die größte Motivation besteht für mich darin, ein Projekt in der Realität zu sehen, nicht nur am Schreibtisch, und die Projektpartner persönlich kennenzulernen.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds? Was ist sein größtes Verdienst?

Auf politischer Ebene ist der Fonds als konkretes Ergebnis der Deutsch-tschechischen Erklärung ohne Zweifel zu einem Kompass geworden, der die deutsch-tschechischen Beziehungen aus dem Teufelskreis der gegenseitigen Beschuldigungen herausgeführt und sie in die Zukunft ausgerichtet hat. Auf zivilgesellschaftlicher Ebene ist er wiederum langfristig ein verlässlicher Partner, der sowohl finanzielle als auch ideelle Unterstützung gewährt.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Die vom Zukunftsfonds unterstützten Projekte haben das enorme Potenzial offenbart, das in der Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Tschechen auf den unterschiedlichsten Ebenen liegt. Alle Projekte demonstrieren, dass der einzige Weg hin zu guten nachbarschaftlichen Beziehungen über das persönliche Kennenlernen, Treffen und über den persönlichen Gedanken- und Erfahrungsaustausch führt. Der einzige Weg, die Vorurteile und das Unrecht aus der Vergangenheit zu überwinden, besteht darin, sich gegenseitig zu verzeihen und sich gemeinsam zu bemühen, etwas Neues aufzubauen. Das ist das Ziel der Förderprogramme des Zukunftsfonds.

Was würden Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen wünschen?

Die deutsch-tschechischen Beziehungen sind Beziehungen zwischen Menschen. Dass sie gegenwärtig so gut sind, ist das Verdienst der Zivilgesellschaften in beiden Ländern. Ich würde mir wünschen, dass dies auch den Politikern bewusst ist und dass sie sich bei ihren Entscheidungen davon inspirieren lassen, was Tschechen und Deutsche bereits gemeinsam erreicht haben.

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Anne Schneider http://www.most20.cz/anna-schneider/?lang=de http://www.most20.cz/anna-schneider/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:28:46 +0000 http://www.most20.cz/?p=1536 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Meine persönliche Motivation besteht darin, mich weiterhin für die schon über 50 Jahre dauernde Freundschaft zwischen den Sportgemeinschaftem Sokol Ralbitz/Horka – TJ Spálené Poříčí und der Gemeinde Ralbitz-Rosenthal und der Stadt Spálené Poříčí einzusetzen und beide Partnerschaften zu unterstützen.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds? Was ist sein größtes Verdienst?

Durch die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds konnten wir die Partnerschaft bereits in die dritte Generation fortführen. Die finanzielle Hilfe des Zukunftsfonds war dafür eine große Erleichterung, um die Beziehungen zwischen der Stadt Spálené Poříčí und der Gemeinde Ralbitz-Rosenthal sowie deren Sportlerinnen und Sportler aufrechtzuerhalten.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Wir wünschen uns für die Zukunft weiterhin eine enge und freundschaftliche Beziehung zwischen unseren Nachbarländern. Da wir eine slawische Minderheit in Deutschland sind, ist es uns durch unsere sorbische Sprache möglich, uns sehr gut mit unseren tschechischen Freunden zu verständigen.

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Martin Becker http://www.most20.cz/martin-becker/?lang=de http://www.most20.cz/martin-becker/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:25:29 +0000 http://www.most20.cz/?p=1533 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Seit Jahren motivieren mich die einmaligen Geschichten, die ich in Tschechien erlebe, über die ich schreiben und im Radio sprechen darf – und natürlich meine tschechischen Freundinnen und Freunde, mit denen ich mir Tage und Nächte um die Ohren schlagen kann. Das sind Erlebnisse, die für immer unvergesslich bleiben.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Die Bedeutung steckt schon im Namen: Zukunft. Mit seinen Projekten sorgt der Zukunftsfonds dafür, dass Dinge zwischen Deutschland und Tschechien in Bewegung kommen – und in Bewegung bleiben.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Orte und Gelegenheiten zum deutsch-tschechischen Austausch zu schaffen, ja, die Akteurinnen und Akteure beider Länder in so verschiedener Form zu ermutigen und zu unterstützen – das ist das für mich unschätzbare Verdienst.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Wir müssen als mitteleuropäische Nachbarn im Gespräch bleiben, wir dürfen uns von den Populisten nicht verrückt machen lassen, wir als junge Generation müssen dafür sorgen, dass wir die gemeinsame Vergangenheit nicht vergessen – und zugleich eine gemeinsame Zukunft gestalten.

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Anton Otte http://www.most20.cz/anton-otte/?lang=de http://www.most20.cz/anton-otte/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:23:00 +0000 http://www.most20.cz/?p=1530 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Zu meiner Motivation möchte ich meine eigene Biographie, respektive die meiner Familie nennen. Sie ist gekennzeichnet von den Folgen einer unheilvollen Zeit in den deutsch-tschechischen Beziehungen. Aber sie ist auch gekennzeichnet vom Segen aus dem Engagement für diese Beziehungen.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds ist meines Erachtens ein hervorragendes Instrument zur Heilung der Wunden aus der Vergangenheit wie zur Pflege freundschaftlicher Nachbarschaftsbeziehungen im Dienst eines friedvollen Europas.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Siehe Antwort auf die vorherige Frage. Aber konkret: Die Entschädigung der tschechischen Zwangsarbeiter.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Ich wünsche dem Zukunftsfonds ein langes Leben! (und als Pfarrer bin ich in Versuchung zu sagen „ewiges Leben!“ 

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Sabine Ernst http://www.most20.cz/sabine-ernst/?lang=de http://www.most20.cz/sabine-ernst/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:20:05 +0000 http://www.most20.cz/?p=1528 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Gerade in Zeiten, in denen Europa immer wieder in Frage gestellt wird, ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, Kontakte ins Ausland ganz allgemein und besonders zu unseren direkten Nachbarn zu knüpfen.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Er ist eine Chance, alte Konflikte zwischen Deutschen und Tschechen zu überwinden.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Deutsche und tschechische Schülerinnen und Schülern lernen die Kultur, Städte und Menschen des jeweiligen Gastlandes kennen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Eine enge Zusammenarbeit, vor allem zwischen Schulen.

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Dr. Michael Jansen http://www.most20.cz/dr-michael-jansen/?lang=de http://www.most20.cz/dr-michael-jansen/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:17:09 +0000 http://www.most20.cz/?p=1526 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Meine Beziehungen und Eindrücke zu unserem tschechischen Nachbarland sind vor allem durch zwei Ereignisse geprägt.

Zum einen durch die überwältigende und unvergessliche Szene am Abend des 30. September 1989 auf dem Balkon der Deutschen Botschaft in Prag, dem Palais Lobkowiz. Dort stand ich damals als ein enger Mitarbeiter von Außenminister Hans Dietrich Genscher hinter ihm, als er den dort in Garten wartenden Deutschen aus der DDR mitteilte, dass ihre Ausreise noch in derselben Nacht beginnen werde. Noch in derselben Nacht begleitete ich ausreisende Deutsche in einem der Eisenbahnzüge, die durch die DDR nach Hof fuhren.

Zum anderen durch die gemeinsame Arbeit zwischen der deutschen Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) mit dem „Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds“ zugunsten der tschechischen Opfer des Nationalsozialismus. Meine Funktion als Vorstandsvorsitzender und später Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung EVZ hat mich vielfach nach Prag geführt und die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Botschafter Šitler vom tschechischen Außenministerium und dem jetzigen Geschäftsführer der tschechischen Stiftung, Tomaš Jelínek, ist mir in dankbarer Erinnerung.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds war die Voraussetzung dafür, dass die von der Bundesrepublik Deutschland nach schwierigen internationalen Verhandlungen zur Verfügung gestellten Finanzmittel an mehr als 75 000 Antragsteller in Tschechien ausgezahlt werden konnten.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Beiden Seiten ging es, wegen des hohen Alters der Berechtigten, um möglichst zügige Entscheidungen und Weitergabe der Gelder. Dies ist durch ein reibungsloses Zusammenwirken der beiden Seiten auch gut gelungen. Und das ist auch aus meiner Sicht das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds: Dass Deutsche und Tschechen dies gemeinsam gemeistert haben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen wünsche ich mir, dass wir im gemeinsamen Haus Europa noch enger zusammenwachsen und eine selbstverständliche, gute Nachbarschaft pflegen.

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Carsten Enders http://www.most20.cz/carsten-enders/?lang=de http://www.most20.cz/carsten-enders/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:08:06 +0000 http://www.most20.cz/?p=1524 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Ich habe mich als junger Mensch in der kirchlichen Jugendarbeit der DDR in den Jahren 1988/89 intensiv mit der Charta 77 beschäftigt. Der Mut der damals Aktiven hat mich sehr beeindruckt. Die bemerkenswerten Bücher von Vaclav Havel, Pavel Kohout, Ludvik Vaculik, Bohumil Hrabal und Eva Kantůrková, aber auch von Karel Čapek und Jaroslav Hašek haben mich bereits früh begleitet. Mittlerweile bin ich viel von Dresden aus in Tschechien unterwegs mit dem Fahrrad, auf der Elbe paddelnd, auf dem Erzgebirgskamm, in der Böhmischen Schweiz oder durch das Böhmische Mittelgebirge wandernd. Gern und am liebsten zusammen mit tschechischen Freunden.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Mit der Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds haben beide Staaten Verantwortung für eine lebendige am jeweils Anderen interessierte Nachbarschaft übernommen und die bereits existierenden bilateralen Verträge wie den Deutsch-Tschechoslowakischen Vertrag über gute Nachbarschaft von 1992 und die Deutsch-Tschechische Erklärung von 1997 mit Leben gefüllt. Die Gründung des Fonds war visionär, weitsichtig und eine kluge Entscheidung, die sich ausgezahlt hat.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Die Entschädigung tschechischer Opfer des Nationalsozialismus war überfällig und nur dank der Koordinierung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds möglich. Darüber hinaus schätze ich an der Arbeit des Fonds, dass im Lauf der Zeit tausende ganz konkrete kleinere Projekte gefördert wurden, bei denen sich zehntausende Menschen beider Nationen vorurteilsfrei und themenbezogen austauschen und begegnen konnten. Viele bleibende Kontakte und Freundschaften sind dank der Arbeit des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds entstanden. Das wird bleiben. Dafür Tausend Dank.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Ich wünsche mir noch deutlich mehr Austausch im Alltag auf allen Ebenen. Es ist eine Binsenweisheit, aber sie ist wahr: Nur wer sich persönlich kennenlernt, kann Vorurteile überwinden und Interesse am Anderen entwickeln. Es ist daher sehr bedauerlich, dass die Brücke/Most-Stiftung kürzlich in Dresden ihre Arbeit einstellen musste, da die öffentliche Hand nicht bereit war, das bisherige private Engagement zu unterstützen. Ich wünsche mir, dass noch mehr junge Menschen die Sprache des jeweils Anderen lernen.

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Jürgen Serke http://www.most20.cz/juergen-serke/?lang=de http://www.most20.cz/juergen-serke/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:03:21 +0000 http://www.most20.cz/?p=1522 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

In Prag wurde ich, was ich heute bin: als Journalist ein Bewahrer des literarischen Widerstands gegen die beiden Totalitarismen des 20. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Alles, was ich darüber geschrieben habe, hat seinen Ausgang in Prag. Die Initialzündung war der IV. Kongress des Tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes im Juli 1967. Es war der Aufstand der Dichter des Landes gegen den Machtmissbrauch des kommunistischen Regimes. Er führte in den „Prager Frühling“ und in die Zerstörung dessen, was die Tschechen Sozialismus mit menschlichem Antlitz nannten, durch sowjetische Panzer. Die Haltung der tschechoslowakischen Dichter in der zwei Jahrzehnte währenden Unterdrückung ist für mich das größte Kapitel literarischen Widerstands im Europa des 20. Jahrhunderts. Als Korrespondent kehrte ich  in die Bundesrepublik Deutschland zurück und in die deutsche Geschichte. Den tschechischen Widerstand im Gedächtnis, beschrieb ich den Widerstand der deutschen Dichter gegen das NS-Regime zwischen 1933 und 1945, schrieb ich über diejenigen, deren Werke 1933 öffentlich verbrannt wurden. Mit dem Buch „Die verbrannten Dichter“ (1977) holte ich die erst Verdrängten, dann Vergessenen ins Gedächtnis der Bundesrepublik zurück.

Danach suchte ich die tschechischen Dichter auf, die das kommunistische Regime ins westliche Exil vertrieben hatte. Darunter Ivan Blatný, als frühen Fall der Verfolgung. Pavel Kohout und Milan Kundera, Josef Škvorecký und Arnošt Lustig sowie Jiří Gruša. Das Buch „Die verbannten Dichter. Berichte und Bilder  einer neuen Vertreibung“ erschien 1982. In dem Buch „Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft“ (1987) beschrieb ich die deutschsprachige Literatur der Tschechoslowakei. Ich sah einen einzigartigen mitteleuropäischen Literaturteppich, und ich fügte die erst von den Nazis und dann von den Kommunisten herausgerissenen Fäden wieder ein.

Für den in Mähren aufgewachsenen Robert Musil war Prag der „Mittelpunkt Europas, wo die Weltachsen sich schneiden“. Daran hat sich nichts geändert. Die Nacht war lang im 20.Jahrhundert der Totalitarismen. Die europäische Welt ist wieder vereint. Sie hat mit Brüssel, Straßburg und Luxemburg drei Hauptstädte.

Der zentrale Ort geistiger Repräsentanz Europas freilich war und ist Prag. Und für ihn ist jeder Einsatz wert.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Der Politik beider Länder ist zu danken, dass sie den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds ermöglicht hat. In einer Art Hellsicht, die um das ideologische Minenfeld politischen Denkens und Handelns weiß. Ohne den Zukunftsfonds hätten nach der Wende von 1989 die ideologischen Kämpfe des Rechthabens das Kulturelle überlagert. Nun ist es gerade umgekehrt gekommen. Und das ist ein Segen. Ein Segen, der keine Verlierer, nur Sieger hat.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

 Mit Chuzpe gesagt: die finanzielle Unterstützung der tschechischen Übersetzung meiner „Böhmischen Dörfer“ im Jahre 2001 im kleinen Triada-Verlag Prag. Damit kam das Buch dort an, wo es zuallererst hingehört. So wirkt Franz Werfels „heilige Dreifaltigkeit: deutsch-tschechisch-jüdisch“ weiter in Gegenwart und Zukunft des Landes. Das Land integrierte die deutschsprachige Literatur der Tschechoslowakei in die tschechische Literaturgschichte, in die tschechische Geschichte.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Ich wünsche mir, dass der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds über die nächsten Jahrzehnte  mit seinen vielfältigen Aktivitäten erhalten bleibt – im Herausarbeiten des Gemeinsamen, in der Analyse des Unterschiedlichen. Getreu den Worten Frank Kafkas: Fremd im Heimischen und heimisch im Fremden.

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Christian Schmidt http://www.most20.cz/christian-schmidt/?lang=de http://www.most20.cz/christian-schmidt/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 09:00:49 +0000 http://www.most20.cz/?p=1520 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Meine persönliche Motivation ergibt sich aus meinem politischen Wirken, insbesondere durch meine Wahl zum Mitglied des Deutschen Bundestages im Jahr 1990. Andererseits ergibt sie sich auch durch meine persönlichen Erfahrungen und Kontakte in meiner fränkischen Heimat und in Tschechien. In Franken haben sehr viele sudetendeutsche Heimatvertriebene ihre neue Heimat gefunden. Des Weiteren ist in meiner Nachbarschaft, im Schloss Schwarzenberg in Scheinfeld ein Platz für tschechische Dissidenten gewesen. Fürst Karl Schwarzenberg, Mitglieder der Charta 77 und natürlich auch Václav Havel, waren diejenigen, die für freiheitsliebende Tschechen gegen die Unterdrückung des Kommunismus und der Diktatur gearbeitet haben, auch und gerade in Franken.

In meinen politischen Ämtern hatte ich sehr früh mit Ost- und Mitteleuropa zu tun. Bereits 1991 wurde ich Vorsitzender des Arbeitskreises Auswärtiges, Verteidigung, Europa der CSU-Landesgruppe und war somit gleich mit außenpolitischen Themen befasst. Als zuständiger Berichterstatter für osteuropäische Regionen und Themen entwickelte sich bald ein intensives Interesse für osteuropäische Länder.

Diesbezüglich haben mich auch meine Begegnungen und Aufgaben bei der Berichterstattung für den Deutsch-Tschechoslowakischen Nachbarschaftsvertrag von 1992 sehr geprägt.

Aber auch der politische Kontext, die Umbrüche und Transformationsprozesse postsowjetischer

Staaten in junge Demokratien waren Anfang der 1990er beim politischen Diskurs prägend und haben nachhaltig auf mich gewirkt. Als Politiker, dessen bayerische Heimat an einer dieser „neuen“ Staaten grenzt, war es mir ein wichtiges Anliegen, auch selbst zu diesen Themen beizutragen.

Auf der persönlichen Ebene haben meine Begegnungen z.B. mit Franz Neubauer, Johann Böhm und vielen Sudetendeutschen einerseits und Felix Kolmer, Jiří Gruša (Stichwort: Böhmische Dörfer) oder auch Milan Horáček andererseits einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Mir wurde dadurch nochmals vor Augen geführt, wie sehr ein Großteil der tschechischen Bevölkerung und der Sudetendeutschen nach einer Versöhnung strebte und dass politischer Fortschritt das Engagement jedes Einzelnen braucht. Mir war klar, dass auch ich meinen Teil dazu beitragen wollte und sollte.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds stellte die Beziehungen beider Länder zu einem besonderen historischen Moment auf eine ganz neue Grundlage. Statt übereinander reden wurde miteinander reden das Gebot der Zukunft. Mit seiner heutigen primären Aufgabe der Finanzierung von deutsch-tschechischen Projekten wurde eine langfristige Basis gelegt, um den unterschiedlichsten Formaten

und Aktivitäten einen strukturierten Rahmen zu geben und vor allem finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Als Beispiele seien genannt die Jugendbegegnungen, die Pflege und Renovierung von Baudenkmälern, verschiedene deutsch-tschechische Gesprächsforen, gemeinsame wissenschaftliche und ökologische Projekte oder auch der Sprachunterricht und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Gemeinsam mit dem Deutsch-Tschechischen Gesprächsforum hat der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds Räume wertgebundener und konstruktiver Begegnung geschaffen, die gefehlt hatten.

Ein Ergebnis des jahrzehntelangen Wirkens des Gesprächsforums ist jetzt auch der Strategische Dialog, der durch verschiedene Arbeitsgruppen in so verschiedenen Bereichen wie Außen- und Europapolitik, aber auch Arbeitsmarkt und duale Ausbildung, die deutsch-tschechische Zusammenarbeit enger zusammenbindet.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Eines der anfänglichen Anliegen und auch Ziele des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds war die Entschädigung der tschechischen NS-Opfer. Diese Thematik stand vor vielen Herausforderungen, darunter die Einstufung der Opferkategorien. Es gab Zwangsarbeiter in Deutschland, aber eben auch Zwangsarbeiter, die auf dem Gebiet des damaligen Protektorats Böhmen und Mähren in verschiedenen Haftstätten betroffen waren.

Wir wollten allen Betroffenen einen Ausgleich geben, also sowohl den tschechischen Zwangsarbeitern, den sudetendeutschen Zwangsarbeitern als auch denen, die ihrer Rechte und Würde beraubt in Theresienstadt gefangen waren und dann in Auschwitz gerade noch mit dem Leben davonkamen und denen, die aus ihrer Heimat hinausgetrieben wurden. Dabei gelang es, die Frage, was für was die Ursache war, nicht schematisch auf das individuelle Schicksal zu projizieren. Leider ist die Entschädigung der sudetendeutschen Opfer nicht so umgesetzt worden, wie wir es uns ursprünglich vorgestellt hatten.

Die Einladung von Václav Havel zur Rückkehr in die Heimat war eine politische Entkräftung der unversöhnlichen Doktrin von Edvard Benes. Auf gewisse Weise war ein Kristallisationspunkt dieser neuen Ausrichtung der Versöhnung die Erweiterung des Friedhofs in Eger/Cheb, wo viele deutsche Opfer der schlimmen Zeiten eine würdige Ruhestätte fanden. Dass dies mit Abordnungen von sudetendeutschen Heimatkreisen und des Wachbataillons der Bundeswehr gemeinsam mit tschechischen Bürgerinnen und Bürgern und staatlichen Verantwortlichen möglich war, zeigte mehr als vieles andere die Veränderung.

Der engagierte Einsatz von Partnern und Partnerorganisationen, darunter Opferverbände, private Unterstützer, Wirtschaftsunternehmen, aber auch die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, konnte das Dialogfenster stets offen halten. Unter Beteiligung aller Akteure wurde ein substantieller Abschluss der Verhandlungen hinsichtlich der Entschädigung von NS-Opfern erreicht. Für mich waren die Beteiligung an diesen Gesprächen und mein bescheidener Beitrag dazu

prägend.

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds wurde beauftragt, die Zahlungen an die Opfer von Zwangsarbeit vorzunehmen. Somit war der Fonds direkt mit der Aufarbeitung eines der schwierigsten Kapitel der gemeinsamen Geschichte betraut.

Für die sudetendeutschen Vertriebenen und Zwangsarbeiter konnten wenigstens symbolische Zeichen der Anerkennung ihres Leids gefunden werden. Und es bestand die Chance, zweimal Betroffenen eine Genugtuung zukommen zu lassen: Tschechische Juden, die Hitler ins KZ geworfen hatte und die wenige Jahre später als freiheitsliebende Bürger vom tschechischen Kommunisten Gottwald ins NKWD-Lager gesteckt wurden. Dies konnte im Gesprächsforum (eine seiner Arbeitsgruppe heißt „Dialog ohne Tabus“) genauso thematisiert werden wie das Leid von Postelberg, wo unschuldige Sudetendeutsche ermordet worden waren.

Mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds wurde damit eine Institution geschaffen, die die historische Verantwortlichkeit beider Länder thematisieren konnte und die gleichzeitig mit ihren Themen einer gemeinsamen Zukunft den Weg ebnen konnte.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen hoffe ich auf ein Miteinander auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen, welches ein geeintes Europa als hervorgehobenes Ziel für die Zukunftsfähigkeit unserer beiden Nationen im Blick hat sowie auf einen fortwährenden Bürgerdialog zwischen Deutschen und Tschechen. Beide Länder haben eine Schlüsselstellung in der

Gestaltung einer selbstbewussten, gemeinsamen mitteleuropäischen Zukunftsperspektive.

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Ricarda Böhme http://www.most20.cz/ricarda-boehme/?lang=de http://www.most20.cz/ricarda-boehme/?lang=de#respond Mon, 07 May 2018 08:47:57 +0000 http://www.most20.cz/?p=1517 Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?

Als Koordinatorin für die trinationale Theaterinitiative J-O-Ś, hier im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien, welche auf einer Langzeitkooperation der Schauspielhäuser in Liberec, Jelenia Góra und Zittau beruht, gehört der Aufbau eines deutsch-tschechischen Beziehungsgeflechts und das Wirken darin zur täglichen Kür.

Unser Theaterprojekt beruht auf dem Austausch von Künstlern und Publikum und der intensiven Zusammenarbeit von Kreativen aus allen drei Nachbarländern, die über die Sprache der Kunst zum interkulturellen Dialog finden. Das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen mit je starken Traditionen kann auf künstlerischer Ebene Synergien und Mehrwert erzeugen. Mit Blick auf die künstlerische Arbeit erhoffen sich die beteiligten Theaterhäuser durch den Austausch von dramaturgischen Werken aus dem Kulturgut der Nachbarländer eine Erweiterung ihrer Inspirationsquelle. Besonderes Interesse besteht am Kennenlernen anderer Arbeitsweisen und neuer Ästhetiken. Gleichwohl gilt es landesspezifisches Kulturerbe zu bewahren und durch die gemeinsame Entwicklung von neuen Werken zur Entfaltung desselbigen beizutragen.

Die Kraft, die aus dem künstlerischen Projekt selbst erwächst, und der Anspruch zum Erreichen gemeinsamer Ziele und an sich selbst, ist tägliche Motivation für die intensive Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Nachbarländern wie der Tschechischen Republik. Dabei gilt es auch, immer wieder neue unerwartete Herausforderungen zu meistern.

Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?

Der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds hat sich mit seinen Förderprogrammen der Initiierung und Umsetzung binationaler Vorhaben aus vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, der Wissenschaft und Kultur verschrieben. Beschränkten sich beispielsweise grenzüberschreitende Vorhaben unseres Theaters vor der Gründung des Zukunftsfonds auf den Austausch von Gastspielen – zu verdanken dem persönlichen Interesse von Theaterintendanten und -direktoren – ist heute durch die finanzielle Unterstützung von künstlerischen Projekten, der Transfer von Personen sowie Wissen über und von Kunst und Kultur aus dem jeweils anderen Nachbarland um einiges intensiver.

Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-tschechischen Zukunftsfonds?

Mit der Unterstützung ausgewählter Projekte trägt der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds zur erfolgreichen Umsetzung völkerverbindender Vorhaben bei und damit zur Vernetzung von Akteuren jenseits der Grenze.

Dank der mehrfach erhaltenen Unterstützung durch den Zukunftsfonds konnte das Gerhart-Hauptmann-Theater trinationale Jugendtheaterprojekte, Koproduktionen mit Schauspielern aus allen Partnertheatern sowie Inszenierungen mit deutsch-tschechischer Thematik wie beispielsweise „Alois Nebel“ realisieren. Darüber hinaus waren regelmäßig tschechische Schauspielensembles beim internationalen Theaterfestival J-O-Ś in Zittau zu Gast, dabei konnten sie dem Theaterpublikum einen Einblick in die Kultur der Nachbarn ermöglichen und die Schönheit der Nachbarsprache vermitteln. Der entscheidende Mehrwert durch die Unterstützung des Zukunftsfonds entstand durch die Steigerung der internationalen Aktivitäten und damit im Erreichen einer größeren Bevölkerungszahl, über den grenznahen Raum hinaus.

Die kontinuierliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Akteuren trägt zur Entwicklung und Verstetigung stabiler und verlässlicher Partnerschaftsstrukturen bei, die über den geförderten Projektzeitraum hinaus bestehen. Wiederkehrende Veranstaltungen lassen sich als kulturelle Höhepunkte für die deutsch-tschechische Bevölkerung in der Region etablieren, die gerade im ländlich geprägten Raum eine steigende Anziehungskraft entwickeln können.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?

Die Kunst, speziell das Medium Theater, besitzt die Fähigkeit, die Entwicklung einer gemeinsamen Identität in einer Region wie dem Dreiländereck zu unterstützen. Theater ist offener Raum zur Begegnung mit anderen Kulturen und Sprachen. Unsere Region ist gekennzeichnet durch das Aufeinandertreffen von verschiedenen Völkern entlang mehrerer Grenzen. Sprachunterschiede und historische Ereignisse prägten die Einstellung mehrerer Generationen von Deutschen und Tschechen zueinander. Jedoch ist die gegenwärtige Entwicklung dieser Grenzregion beispielhaft für das Zusammenwachsen Europas. Langfristiges Ziel sollte es sein, zu einer gemeinsam gefühlten und gelebten Region zusammenzuwachsen. Hierbei können durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds geförderte Projekte entscheidend beitragen.

Im Hinblick auf die weitere Umsetzung deutsch-tschechischer Theaterprojekte, mögen diese erfolgreich die Nachbarsprachen und die kulturell-spezifischen Besonderheiten der Bühnenkunst aus dem jeweils anderen Land dem eigenen Publikum vermitteln und dieses zu einem Miteinander in der Grenzregion inspirieren.

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