Dr. Michael Jansen
Worin besteht Ihre persönliche Motivation, sich für die deutsch-tschechischen Beziehungen zu engagieren?
Meine Beziehungen und Eindrücke zu unserem tschechischen Nachbarland sind vor allem durch zwei Ereignisse geprägt.
Zum einen durch die überwältigende und unvergessliche Szene am Abend des 30. September 1989 auf dem Balkon der Deutschen Botschaft in Prag, dem Palais Lobkowiz. Dort stand ich damals als ein enger Mitarbeiter von Außenminister Hans Dietrich Genscher hinter ihm, als er den dort in Garten wartenden Deutschen aus der DDR mitteilte, dass ihre Ausreise noch in derselben Nacht beginnen werde. Noch in derselben Nacht begleitete ich ausreisende Deutsche in einem der Eisenbahnzüge, die durch die DDR nach Hof fuhren.
Zum anderen durch die gemeinsame Arbeit zwischen der deutschen Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) mit dem „Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds“ zugunsten der tschechischen Opfer des Nationalsozialismus. Meine Funktion als Vorstandsvorsitzender und später Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung EVZ hat mich vielfach nach Prag geführt und die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Botschafter Šitler vom tschechischen Außenministerium und dem jetzigen Geschäftsführer der tschechischen Stiftung, Tomaš Jelínek, ist mir in dankbarer Erinnerung.
Welche Bedeutung hatte bzw. hat Ihrer Meinung nach die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?
Die Gründung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds war die Voraussetzung dafür, dass die von der Bundesrepublik Deutschland nach schwierigen internationalen Verhandlungen zur Verfügung gestellten Finanzmittel an mehr als 75 000 Antragsteller in Tschechien ausgezahlt werden konnten.
Was ist in Ihren Augen das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds?
Beiden Seiten ging es, wegen des hohen Alters der Berechtigten, um möglichst zügige Entscheidungen und Weitergabe der Gelder. Dies ist durch ein reibungsloses Zusammenwirken der beiden Seiten auch gut gelungen. Und das ist auch aus meiner Sicht das größte Verdienst des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds: Dass Deutsche und Tschechen dies gemeinsam gemeistert haben.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen?
Für die Zukunft der deutsch-tschechischen Beziehungen wünsche ich mir, dass wir im gemeinsamen Haus Europa noch enger zusammenwachsen und eine selbstverständliche, gute Nachbarschaft pflegen.